Manche mögen's heiss

Besonders in den Sommermonaten haben viele Fierofahrer das Problem, daß ihr Wagen zu heiß wird. Aber woran liegt's? Um das herauszufinden ist ein wenig Verständnis für das Kühlsystem nötig, das dieser Artikel zu vermitteln versucht. Ergänzt wird das Ganze mit typischen Defekten, so daß eine Fehlersuche in Eigenregie hoffentlich zum Erfolg führt.

Thermostat

Wie funktioniert der Kühlkreislauf überhaupt? Ja, Wasser ist drin, und vorn ein Kühler, und irgendwo ein Thermostat, oder? Ganz so einfach ist das nicht. Wo ist denn überhaupt der Thermostat am Fiero? Richtig: hinten am Motor, nicht vorn am Kühler. Dieser Thermostat ist unter 195F/91C geschlossen, und öffnet darüber. Das hat den Zweck, daß der Motor zunächst vom Rest des Kühlsystems getrennt ist, und schneller warm wird. Manch einer baut das Ding aus, und denkt, er tut dem Wagen damit einen Gefallen. Falsch gedacht: im Winter wird der Wagen überhaupt nicht warm, und im Sommer dauert es nur ein wenig länger, bis das Wasser die Betriebstemperatur erreicht hat, und wenn ein Defekt vorliegt, überhitzt der Wagen trotzdem. Wenn der Thermostat einwandfrei funktioniert, bleibt das Kühlwasser bei ziemlich genau 195F/91C. Wer glaubt, ein "Low Temp" (160F/71C) Thermostat bietet Vorteile, irrt leider auch, denn das Steuergerät (ECM) ist auf die Thermostatentemperatur abgestimmt, und ohne passenden Chip zum Thermostaten regelt der Kat nicht, weil das ECM glaubt, die Betriebstemperatur sei noch nicht erreicht.

Der Thermostat ist ein einfaches (und relativ billiges) mechanisches Teil, und kann schon mal kaputt gehen. Und da das keine Präzisionsteile sind, kann sogar mal ein Neuteil direkt defekt sein oder klemmen, aber das ist gottlob selten. Schlecht ist nur, wenn der Thermostat immer geschlossen ist, z.B. weil er klemmt. Dann zirkuliert das Wasser nur am Motor, gelangt aber nicht zum Kühler. Dafür braucht man auch keinen heißen Tag, das passiert dann immer. Die Temperatur steigt dann in den roten Bereich, und man kann nichts machen. Das läßt sich einfach herausfinden: bei kaltem (!!!) Motor den Thermostat herausbauen, und ein Zeit lang "ohne" fahren. Wenn der Motor dann nicht mehr überhitzt, war's sehr wahrscheinlich der Thermostat. Man kann ihn auch in kochendes Wasser (Kochtopf) legen, und er muß sich sichtbar öffnen, aber die genaue Temperatur findet man so freilich nicht heraus.

Kühlung bitte!

So, der Thermostat öffnet bei Erreichen der Temperatur, aber die Temperatur klettert immer weiter? Dann kommt das Wasser irgendwie nicht in den Kühler oder zurück. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Der wohl häufigste ist ein eingedrücktes Kühlrohr. Denn die laufen unter den Türschwellern, und wenn der Wagen einmal auf dem Kühlrohr aufgebockt worden ist, kann das zusammengequetscht worden sein, und das behindert den Wasserfluß. Viel Spaß beim Einbau eines neuen Rohres. Sind die Rohre in Ordnung, kann die Wasserpumpe defekt sein (z.B. weil sich das Schaufelrad in der Pumpe von der Welle gelöst hat), oder der Kühler ist dicht bzw. hat sich zugesetzt. Ob die Pumpe fördert kann man testen, aber es ist meist eine Sauerei. Wenigstens ist die Reparatur nicht so schlimm, man kann sowohl Kühler als auch Wasserpumpe relativ leicht selber auswechseln. Und die Wasserpumpe ist auch gar nicht mal so teuer. Daß der Keilriemen gerissen ist, müßte man an der Batteriewarnlampe gemerkt haben, sofern die nicht defekt ist. Eine Kontrolle kann nicht schaden.

Überhitzung nur im Stau

Es kann aber auch vorkommen, daß der Wagen eigentlich immer Normaltemperatur hat, und nur an heißen Tagen oder im Stau zu heiß wird. Im Stand geht natürlich fast keine Luft durch den Kühler, so daß dann der Lüfter anspringen sollte, um Luft durch den Kühler zu "zwingen". Das ist am Fiero leider eine Schwachstelle. Schaltet man die Klimaanlage ein (z.B. auf NORM), muß der Lüfter mit anspringen. Tut er das nicht, ist meist das Relais, seltener die Sicherung oder der Lüfter selber kaputt. Das Relais (besonders bis 1987) war nicht gut abgedichtet und verrostet von innen heraus. Glücklicherweise kann man relativ einfach auf das wesentlich verbesserte neuere Lüfterrelais umbauen, was man bei einem defekten Relais auch bei der Gelegenheit gleich machen sollte. Wie, das steht hier.

Springt der Lüfter an, wenn man die Klimaanlage einschaltet, aber nicht, wenn der Zeiger am roten Bereich ist (oder sogar die Warnlampe angeht), ist der Thermoschalter defekt. Dieser befindet sich am V6 hinter dem Thermostaten, und hat einen Stecker mit einem grünen Kabel. Zieht man den Stecker ab (man kommt schwer ran, und er geht schlecht ab: unbedingt die geriffelten Flächen zusammendrücken, um ihn zu entriegeln!), muß der Lüfter anspringen, wenn man den Kontakt an Masse legt. Funktioniert auch das, ist der Schalter wirklich hin, und ein neuer muß rein. Dazu braucht man das Kühlwasser übrigens nicht extra abzulassen, es kommen nur ein paar Tropfen raus. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß der Schalter ab Werk erst relativ spät den Lüfter einschaltet. Man kann im Internet aber verschiedene Schalter erwerben, die den Lüfter schon früher einschalten.

Überlaufender Ausgleichsbehälter

Ein weiterer sehr lästiger, aber häufiger Defekt ist das Überlaufen des Ausgleichsbehälters. Wenn der Motor nicht zu heiß wird, aber der Behälter trotzdem überläuft, ist der Kühlerdeckel defekt. Er soll eigentlich dafür sorgen, daß sich bei Erwärmung ausdehnende Wasser herauszulassen, und im Überlaufbehälter aufzufangen, aber bei Abkühlung wieder Wasser von dort hereinzuziehen. Ist er defekt, läßt er das Wasser z.B. immer heraus, aber nicht wieder rein. Oder er ist gleich ganz offen. Das Ding liegt ständig in kochendem Wasser, und altert daher genau wie der Thermostat, und muß gelegentlich erneuert werden. Das dauert nur Sekunden, und kostet auch nicht die Welt. Ist der Behälter geplatzt, sollte man ihn nicht flicken, ein Neuteil ist noch erhältlich und nicht zu teuer.

Die Firma "Stant", die viele "Aftermarket" Kühlerdeckel herstellt, hatte übrigens jahrelang für den Fiero den falschen Kühlerdeckel gelistet, der im Normalzustand geöffnet war. Mit dem Resultat, dass der Kühler schon beim Erreichen der 100-Grad Grenze überlief. Ich möchte nicht wissen, wie viele Fieros deswegen auf dem Schrott gelandet sind, weil der Besitzer frustriert war, weil das Kühlsystem trotz Neuteil immer noch überkochte.

Übrigens wissen die meisten Leute nicht, wie der Fiero mit Wasser gefüllt werden soll. Das ist nämlich nicht so offensichtlich. Dabei wird natürlich nicht im Überlaufbehälter nachgefüllt, sondern (sofern das Kühlsystem wirklich leer ist) der Kühlerdeckel abgenommen, und der Thermostatdeckel, der Thermostat kommt dabei raus. Der Fiero muß auch einigermaßen eben stehen. Dann wird am Thermostat Kühlwasser eingefüllt, bis es vorne am Kühler herausläuft. Dann den Kühlerdeckel zudrehen. Jetzt langsam (damit die Luft raus kann) am Thermostatgehäuse weiter auffüllen, bis es Überläuft. Jetzt der Trick: Deckel drauf, Motor ca. 30 Sekunden laufen lassen. Deckel wieder auf. Es wird sich mehr oder weniger Luft oben angesammelt haben, auffüllen, Prozedur wiederholen. Kommt keine Luft mehr, Thermostat wieder rein, fertig! Die Amis nennen die Prozedur liebevoll "Bäuerchen machen".

Warnzeichen

Weil die Kühlung so wichtig ist, hat der Fiero sogar zwei Anzeigen: das Zeigerinstrument, und eine Warnlampe. Beide werden vom selben Sensor angesteuert (der sich am V6 ebenfalls neben dem Thermostaten befindet), eines ist ein Schalter nach Masse, das andere ein Analogsensor. Ein Problem ist, daß man eine defekte Glühlampe nicht bemerkt, die Ingenieure haben da einen Fehler gemacht. Ein defektes Instrument merkt man nicht direkt, sondern nur an der falschen Anzeige. Bei betriebswarmen Motor muss die Nadel bei ein Viertel des Vollausschlags stehen. Es ist übrigens noch kein Warnsignal, wenn die 50%-Marke überschritten wird. Erst wenn es auf die 3/4-Marke zugeht, ist Besorgnis angesagt.

Abschließende Tipps

Hat man den Motor mit Vollast gefahren, sollte man den Motor nicht sofort abstellen, weil sonst das Wasser nicht mehr zirkuliert, und ein Hitzestau auftreten kann. Den Kofferraumdeckel zu öffnen oder Lüfter in den Grill einzubauen, hilft nicht wirklich. Und so ein Hitzestau kann die Wasserpumpe kosten. Steht man im Stau, und die Anzeige klettert hoch, ist man an Fehlersuche nicht wirklich interessiert, sondern will nur einfach die Temperatur herunterbekommen. Dabei hilft zum Einen, die Klimaanlage einzuschalten, weil das wie bereits erwähnt den Lüfter einschaltet, sofern er noch nicht läuft. Übrigens: je früher, desto besser! Außerdem kann man das Gebläse auf volle Leistung stellen, und die Heizung voll aufdrehen. Die Beifahrerin wird sich beschweren, aber das kann man üblicherweise mit dem Lautstärkeregler des Radios kompensieren. Es ist erstaunlich, wie viel Wärme der kleine Heizungskühler abführen kann (vorausgesetzt, die Wasserpumpe funktioniert). Spätestens wenn man einmal mit heißem Motor, im heißen Luftstrom der Heizung mit schimpfender Beifahrerin und tosender Radiountermalung im Stau die erstaunten Blicke der anderen Staufahrer (bzw. Stausteher) auf sich gezogen hat, wird man sich daheim einmal die Zeit nehmen, den Temperaturproblemen auf den Grund zu gehen.